8. Mai 2007

Dienstag, 8. Mai 2007

Ich mache das ja so: Zuerst schreibe ich Tagebuch wie üblich in Word 2003, ohne Auszeichnungen, ohne Bilder – aber mit laufender Rechtschreibkorrektur, die ich im Onlinebetrieb nicht hätte, ganz zu schweigen von der extensiven Verbindungszeit. (»Meran« kennt Microsoft nicht, empfiehl »Merian«. Banausen!) Dann kümmere ich mich um die Bilder des Tages. Die SD-Karte aus der Kamera, eventuell auch die von Doris, wird direkt in diesen Laptop Modell Thinkpad X60s gesteckt. Frische Bilder kopiere ich in das entsprechende Unterverzeichnis. Dort werden sie dann nach Bedarf gedreht und vor allem gruppenweise umbenannt, auf dass ich sie später wieder einmal finden kann. Jetzt werden auch Panoramabilder elektronisch zusammengefügt, weil ich später oft vergessen habe, wo ich ein »Panorama« aufgenommen habe. Zugleich läuft das Bildbearbeitungsprogramm Picasa, mit dem ich mir die wichtigsten Bilder dann groß ansehe und probiere, ob eine Bildverbesserung was bringt. Bei Aufnahmen in schwierigen Lichtverhältnissen, etwa bei Gegenlicht oder Dunst, ist das oft der Fall. Hernach werden die verschönerten Bilder über die Originale drüberkopiert. Die Originale gehen dabei verloren, außer ich rette mir sie unter einem anderen Namen. Möchte ich ein Bild im Tagebuch veröffentlichen, so wird es eventuell beschnitten. Erst wenn alles fertig ist, Text und Bilder, gehe ich online, um das Tagebuch als »Blog« zusammenzustellen, Tag für Tag. Dabei muss ich die wenigen zum Text passenden Bilder erst mühsam hochladen – wie schon geschrieben eine Sache von langen Minuten – und sie dann im Text an die richtige Stelle platzieren. Die »Vorschau« gibt einen ungefähren Anhalt, wo die Bilder hinterher landen. Änderungen wie Breite des Weißrandes um ein Bild oder rechtsbündige Positionierung mache in im Blog direkt im HTML-Kode, kein Problem. Ganz zum Schluss wird »veröffentlicht«, was dann ganz schnell geht, befinden sich die Inhalte doch bereits beim Blog-Dienstleister – bei »Blogspot« Google. Jetzt kann ich mir ansehen, wie der Blogeintrag wirklich aussieht, wobei die Ladezeiten wieder recht lang sind, denn die Blogwiedergabe ahnt nicht, dass ich die Bilder auch am Rechner habe. Macht nichts, der neueste Eintrag ist oben und erscheint als erster. – Soweit zur Technik, nun zum Tag.

Heute musste ich schon um neun Uhr in Algund sein, das ist hinter Meran, wo es eine Steilstufe aus dem von Bozen bis dorthin platten Etschtal hinaufgeht ins Vintschgau. Von Bozen nach Meran, ja fast bis zum Ziel, führt die »Mebo« (Meran—Bozen), eine autobahnartige Schnellstraße, historisch sich der Etsch entlang schlängelnd, auf dass ja nicht zuviel Kulturgrund dem mobilen Moloch geopfert werde. (Zur Zeit sind die Südtiroler vehement gegen eine dritte Autobahnspur von Trient nach Bozen.) Also bin ich kurz vor sieben aufgestanden, einsam, und habe mich, wie man so schön sagt, um halb acht vom Hof gemacht. Der Tag war schön, mein Blackberry-Navigationssystem Marke Telenav hat sogar die Straße in Algund gekannt, Ort und Straße sogar deutsch, was in Südtirol für Navigationssysteme eine Nagelprobe ist. Wir Tiroler bestehen darauf, auf korrekte mehrsprachige Toponomastik! Nur die Hausnummer wollte Telenav vor dem Straßennamen haben, südländisch. Auf dem Weg vom Hof zur Hauptstraße empfahl die Blackberry-Stimme erst einmal richtig, 1,8 Kilometer zu fahren, wurde dann aber zweimal unsicher und empfahl »wenn möglich bitte wenden«. Dass es links nach Süden und nach Bozen geht, wusste sie aber sicher. In Bozen kamen wieder kleine Positionsunsicherheiten auf, aber da fuhr ich ohnehin Schleichwege bis zur Mebo-Auffahrt. Danach hatte ich Ruhe, teils, weil die Autobahn durch das herrliche Etschtal mit seinen Burgen und Ansitzen, mit den Apfel- und Weinanbauflächen immer weiter zu durchfahren war, und dann, weil sich das Navigationssystem kurz vor der entscheidenden Ausfahrt heimlich abschaltete. Die Dinger lassen einen einfach hängen. Und bevor man sie wieder aktiviert hat – das ist ja nicht so einfach wie Uhraufziehen und stellen – ist man mit ein wenig Fragen eh schon dort, wo man hinwollte. In meinem Fall bei einem Rechtsanwalt mit Blick auf Schloss Tirol. Glückliches, schönes Südtirol. Die Auskunft war auch nicht so schlecht: Das nur hier gültige, altösterreichische Höfegesetz, wurde 2002 den Zeitläuften angepasst. Ziel bleibt die Erhaltung der Höfe.

Gegen zehn (9.42 Uhr) bin ich wieder zurückgefahren, und empfahl Doris, mir mit den Kindern vorne, die Sonnseite herunter, entgegenzugehen. »Sorry, haben bis gerade geschlafen«, war die Antwort um 10.15 Uhr. »Dann bitte ich um ein gescheites Frühstück (mit Ei) draußen in 15 Minuten«, simste ich um 9.42 Uhr schon aus dem Sarntal zurück. Auch das musste warten, denn um 10.29 hieß es: »Das schaffe ich nicht, müssen uns noch anziehen.« So sind’s, die Urlauber! Es sei gegönnt. Die Eier hab halt dann ich gemacht.

Zwischendurch kam Luis, unser primärer Holzarbeiter, auf Visite vorbei, warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Ein wenig hört man dann immer gegenseitige Kritiken heraus, in dem Fall zum bei der Holzversteigerung erzielten eigentlich guten Preis, der angeblich noch besser hätte sein können. Pichler aus dem Eggental soll 110 Euro gezahlt haben. ’s ist wie bei der Börse, hinterher meint man stets klüger zu sein.

Danach ein wenig »Geschäftliches«: über Mail war ein Auftrag hereingekommen, den ich erst einmal verstehen musste, und eine freundschaftliche Überarbeitung einer Bewerbung. Doris und die Kinder haben derweil draußen gespielt. Um halb drei hatte sich Albert, Jagdaufseher und Faktotum, angemeldet mit Linda. Mein geschäftlich aufklärender Anruf aus Deutschland kam korrekt kurz davor. Ich werde spätestens am Wochenende bissl arbeiten müssen, ganz ungewohnt ...

Während Linda und meine Damen am Hof Kaffe kränzten, ging ich mit Albert in den Wald, schon zwecks Bewunderung seiner Bauten. Der Springer-Bildstock ist bis auf den Jesus tatsächlich ganz sein Werk. Ein Genie mit Holz. Zurückgekehrt haben wir noch ein wenig am Hof herumgebastelt, Doris bügelte, mir gelang es, die Gatterschließung hinzubekommen, und die Kinder genossen den Tag in Luft und Kleidchen, machten Plastelinmodelle und gaben den Pferden heu und Äpfel. Sie haben sogar geheiratet, sichtbar an einem Walzer über den Hof – leider mit bloß gedachter Musik. Jetzt, um halb neun, haben sie ausgiebig gebadet (»Knisterbad«) und löffeln am Stubentisch Quarkspeise mit rotem »Lampone«. Kurz, die Stimmung ist gut.

Morgen, an unserem letzten Tag, wollen wir auf der Sonnseite hinunter zum Gampenrieder wandern – nur: wie zurück? Das Wetter soll wieder schlechter werden; der Luftdruck sinkt schon wieder. So, jetzt schiebe ich das mal hoch, ohne nochmal zu lesen. Wems nicht passt oder wer was findet, der möge sich melden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Fritz, vielen Dank für die tägliche Morgenlektüre! Und einen angenehmen Aufenthalt wünscht Michael