3. Februar 2009

… sondern erlöse uns von dem Übel.
(Vaterunser-Bild aus der Wikipedia. mod.)

Von einem Begräbnis zurückfahrend kamen die Gedanken auf die Erlösung, die uns der Tod sein soll. Der moderne Glaube führt uns in einen Himmel für alle, ins Licht, zu einem endlos liebenden Gott, oder wenigstens zu ewiger Ruhe. Doch die meisten glauben an gar nichts mehr, nicht an ein Leben nach dem Tod, und sie vermissen es nicht. Der Drang, erlöst zu werden, scheint gewichen zu sein, sofern man gesund und ohne Schmerzen ist. Wovon wollen wir denn erlöst werden? Was ist das Böse, das Übel, das so auffallend am Ende des wichtigsten Gebets der Christenheit steht?

Es muss ein Jammertal gewesen sein, das Leben in früheren, frömmeren Zeiten, unterdrückt von willkürlichen Herrschern, bedroht von der Natur, karg, mühsam und meist hungrig. Aus der düsteren Welt wünschte man sich heraus in einen Himmel, in ein Paradies. Alles Unrecht dieser Welt sollte nach dem Tod – oder spätestens am ›Jüngsten Tag‹ – gutgemacht werden im Fegefeuer oder gar der Hölle. Wir meinen hier, in unserem alten Europa, das Jammertal, das gäbe es nicht mehr, höchstens in fernen Ländern, für die wir dann gelegentlich sammeln. Warum beten wir dann noch »erlöse uns von dem Bösen«?

Heute früh beklagte sich ein Freund von mir über eine hartnäckige Abmahnung einer eifrigen Rechtsanwaltskanzlei, »hoffnungslos dieses Deutschland«, sagte er verärgert. Ich selbst beklage die staatliche Schuldenmacherei, das hartnäckige Besserwissen der Politiker, die Lobbykratie, die unnötigen Bundesländer, vieles, vieles mehr – das ich und keiner je wird verändern können. Und leben nicht mitten unter uns Frauen in Unterdrückung, verschleiert, von »Ehre« bedroht? Der Übel gibt es heute noch genug, hier. Wir sind machtlos, können höchstens dagegen »anbeten«.

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