21. September 2012

Freitagsgebot oder: sich was verkneifen

Kreuzigung Christi. Missale des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg
»Das Freitagsopfer kann verschiedene Formen annehmen: Verzicht auf Fleischspeisen, der nach wie vor sinnvoll und angemessen ist, spürbare Einschränkung im Konsum, besonders bei Genussmitteln, Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten. Das durch das Freitagsopfer Ersparte sollte mit Menschen in Not geteilt werden. Auch eine andere spürbare Einschränkung im Konsumverhalten ist denkbar. … Dem Sinn des Freitagsopfers entsprechen auch: Gebet und andere Frömmigkeitsübungen, eine wirkliche Einschränkung und der Dienst am Nächsten.“
   So gilt’s seit 1996 für deutsche Katholiken. In Österreich ist die Vorschrift schon etwas älter:
   »Die Art des Opfers ist in die freie Entscheidung des einzelnen Christen gestellt. Es kann ein Werk der Nächstenliebe oder ein Verzicht sein. Neben der bisher geübten Enthaltung von Fleischspeisen können und sollen die einzelnen Gläubigen, aber auch christliche Familien und Gruppen neue Formen des persönlichen ›Freitagsopfers‹ suchen und üben: z. B. konkrete Not ausfindig machen und sie beheben helfen; sich einschränken im Genuss von Tabak und Alkohol; das Wirken der Caritas unterstützen, etwa durch den ›Freitagsschilling‹; sich für andere Menschen Zeit nehmen und dergleichen mehr.«
   Quelle (wie so oft) die Wikipedia
Wem sag’ ich das? Wir alle sind weit entfernt von diesem »Opfer«, wir kennen es nicht einmal. Wie es sich für ein islamisches Land gehört – polemisch gesagt, aber nicht gegen den Islam – wissen wir mehr über den Ramadan als übers christliche Fasten, und sei es nur ganz ganz beschränkt am Freitag. Sich was verkneifen? Blödsinn! Wir haben doch alles, warum es nicht nehmen, nicht genießen? Höchstens für den Sport, für die schlanke Linie (oder die nicht allzu fette) nehmen manche Entbehrungen auf sich. Für Geist und Seele, für Gott gar, das mag einmal gewesen sein. Eine christliche, gar katholische Lobby gibt es nicht. Dazu kommt, dass die Regeln immer verwaschener werden und hier anders sind als da. Anders fasten im Urlaub?
   PS. In Italien ist das Ganze noch viel wortgewaltiger, dafür eigentlich wie früher. In der gültigen Nota dell'Episcopato italiano von 1994 liest sich das so: In tutti gli altri venerdì si deve osservare l’astinenza nel senso detto oppure si deve compiere qualche altra opera di penitenza, di preghiera, di carità. – An allen Freitagen ist Abstinenz angesagt oder andere Akte der Reue, des Gebetes, der Nächstenliebe. Zur Abstinez heißt es konkret: La legge dell’astinenza proibisce l’uso delle carni, come pure dei cibi e delle bevande che, ad un prudente giudizio, sono da considerarsi come particolarmente ricercati e costosi. – Das Abstinezgebot verbietet Fleisch sowie Speisen und Getränke, die, vernünftig beurteilt, als besonders erlesen und teuer anzusehen sind.

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