17. Juni 2016

Europa-Monsun

Schaut man beim Deutschen Wetterdienst nach, so ist das alles – wenigstens sprachlich – halb so schlimm: »Die im Frühsommer, infolge der Erwärmung des eu­ro­päischen Kontinents, zeitweise auftretenden Vorstöße frischer Meeresluft mit den damit ver­bun­de­nen Niederschlägen, wurden früher als ›europäischer Monsun‹ bezeichnet. Heutzutage spricht man eher von einer der allgemeinen Westströmung überlagerten ›monsunalen Drehung‹ des Windvektors.«
   Konkret zum Monsunregen: »Unter einem Monsun versteht man eine weiträumige Luftzirkulation, die … neben starken, rich­tungs­sta­bi­len Winden auch den Monsunregen mit sich bringt.«
   Leider werden uns die »monsunalen Drehungen« in den kommenden Jahren immer öfter Starkregen bringen, mehr und mehr Sturm und Windhosen. 
   Weiter: Die »Schafskälte« heißt auch »europäischer Sommermonsum« und »hat eine unglaubliche Eintreffwahrscheinlichkeit von 89 %«.
   Warum das alles passiert, weiß niemand wirklich. Ursachen-, ja Schuld­zu­weisun­gen sind da »wohlfeil«, wie man früher gesagt hätte, als das Wetter noch vom Himmel kam, sprich vom lieben Gott. Ein Beispiel aus einer ausdrücklich nur uns kulpierenden (»Ich kann auch Fremdwörter!«) »Enzyklopädie über den anthropogenen Klimawandel und seine Folgen«: »Wenn die Vb-Wetterlagen länger anhalten, liegt eine sog. Blockierende Wetterlage vor. Möglicherweise ist es in jüngster Zeit zu einer Häufung von blockierneden Wetterlagen gekommen. Manche Forscher führen das auf das Abschmelzen des arktischen Meereises zurück.[8][9] Dadurch würde der Temperatur- und Luftdruckgegensatz zwischen hohen und mittleren Breiten geschwächt. Die Folge sind schwächere planetare Wellen des Jetstreams mit größeren Amplituden der Wellen und einer langsameren West-Ost-Bewegung. Aus diesem Grund können sich in manchen Regionen Tiefdruck-, in anderen Hochdruckzellen längere Zeit stationär halten. Im Sommer können die Tiefs zu starken Niederschlägen, die Hochs zu Hitzewellen führen. Das war etwa die Konstellation 2010, als Russland von einer verheerenden Hitzewelle heimgesucht wurde und Paskistan von gewaltigen Überschwemmungen.« – Wobei sich hinter einer »Vb-Wetterlage« keine »Vogel-Vau«-Abkürzung verbirgt, sondern als »Fünf-Beh«-Lage (spricht man auch so) ein Mittelmeertief. Alle reden übers Wetter, und keiner weiß Bescheid, jedenfalls nicht nachvollziehbar verständlich und schlüssig. 
   Klima und Wetter lassen sich nicht über Jahrzehnte vorhersagen, nicht einmal »rückwärts« aus Ursache und Folge deuten. Wir können darüber streiten, wer schuld dran ist, was aber leider nicht heißt, dass der oder die Verursacher die Folgen zurückdrehen könnten wie einen Wasserhahn, den man halt zumacht. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es immer nasser und trockener und windiger werden wird. Und unsere Klimaziele nicht erreicht werden. Hybris. Teuer.

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Der Spiegel bleibt vorsichtig und meint richtig: »Jedes Wetter wird reflexhaft mit dem Klimawandel begründet.« Das tue ich hier auch.

Bremst der Golfstrom (den die Forscher “Atlantic Meridional Overturning Circulation” oder AMOC nennen)? Das fragt sich hier Stefann Rahmstorf.

NZZ: »Mehr Regen erzwingt präzisere Planung« 

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