21. August 2017

Wo joggte Helmut Halm?

Suhrkamp-Taschenbuch 1374. Martin Walser, »Brandung«
1985 erinnert sich Martin Walser in seinem Roman »Brandung« an Kalifornien und lässt seinen Protagonmisten Helmut Halm (55) dort joggen – und mehr natürlich … . Walser, geboren 1927, war 1983 drei Monate in Berekeley, damals also 56-jährig. Das muss ihm bis in Einzelheiten unvergessen geblieben sein, wie mir meine Zeit in Cupertino Anfang der Siebzigerjahre.
   Aus Freude am Zurückdenken an Kaliforien bin ich Walsers Orten ein wenig nach­ge­gan­gen. Ich habe nie an der “East Bay” gelebt und kenne die Gegend höchstens vom Vor­bei­fahren über die Autobahn.
   Halm entdecktte das schon damals angesagte Joggen im Tilden-Park. »Er wählte immer den Eingang beim Karussell«, schreibt Walser (Seite 198). Sein merry go round ist hier: 37.900539 -122.255980. Der Niemitz-Weg beginnt mit einer Rustic Toilet, vermutlich erst neuerdings, bei 37.904747 -122.245670. Sie brauchen diese Geokoordinaten nur in das Suchfeld von Google-Maps einzugeben, und schon sind Sie dort.
   Halm hatte in der Contra Costa Avenue gewohnt, 37.893496 -122.276240, die Hausnummer ist nicht überliefert. Die BMW-Verfolgungsfahrt auf Seite 212f ließ ihn zu Anfang über einen Kreisverkehr fahren, 37.890144 -122.272356, nicht aber zum Schloss im Hill Court 37.879962 -122.260589. Die Haarnadelkurve vermute ich damals am Ende der Solano Avenue, 37.890 -122.273375.
   Eine “Washington University, Oakland, California” von Seite 125 fand ich nicht, schon gar keine “Fillmore Hall” dort, wohl aber die “University of California Berkeley”, 37.871444 -122.259053. Mill Valley von Seite 124 gibt es natürlich, 37.906960 -122.547130, der erste größere Ort nördlich der Golden-Gate-Brücke.
   In den Norden führt auch Halms Suche nach der Swiss Lady und Wirtin Gret vom Inspiration Inn in Stabler City. Von Stabler City schreibt Walser selbst, dass es die nicht gegeben hat.
   Eureka und die Muir Cove gibt’s freilich, Seite 115, Eureka ziemlich weit im Norden (40.803086 -122.172560), die als Muir Woods bekannten Mammutbäume (Sequoias) knapp nördlich der Golden-Gate-Brücke, 37.892748 -122.572500. Ob das bewaldete Tälchen ein »Hain« ist, muss jeder selbst beurteilen, zumal keiner von uns mehr einen rechten Begriff von einem Hain hat. Die Muir-Bucht von Seite 107 ist eine Badebucht dort draußen am Pazifik, 37.859715 -122.57945. Tomales,  38.248465 -122.908760, ist ein Kaff weiter »oben«, etwa dort, wo die Andreasfalte ins Meer abtaucht. Dort gibt’s nach wie vor das »Wilhelm Tell« von Seite 107, 38.245733 -122.905063. Auch das Washoe House, 40.803086 -122.172560, gibt’s immer noch, am halben Weg von Petaluma nach Santa Rosa westlich der 101.
   Das Happy Valley (»Glückstal« nach Walser) – zum Skatspielen auf Seite 131 – muss hier sein: 37.906960 -122.547130.
»Jahrmarktfront« (Seite89)  in Santa Cruz

Nach Santa Cruz werden sie auf Seite 91 über die Highway 17 gefahren sein, die sich nach meiner Erfahrung seit den Siebzigerjahren wenig geändert hat, jedenfalls nicht in der schwungvoll-kurvigen High-Speed-Trassenführung. Der höchste Punkt, 549 Meter ü.d.M., ist dort, wo die Summit Road die 17 überfährt, virtually (Seite 167), im wahrsten Sinn des Wortes, auf 32.459297 -121.984776. Wo die Welle kam, die dann Halm unterpflügte, ist nicht so genau herauszufinden; es gibt dort zahlreiche Strände. Mein liebster ist nördlicher bei Bonny Doon, ab hier in Bildern von 2017. Da werden sie nicht gewesen sein. 

Highway 17, von Santa Cruz wieder zurück, hier hinunter ins Silicon Valley
Die Fahrt von San Franzisko zur Half Moon Bay, wie Walser sie auf Seite 144 beschreibt, mag ich auch besonders gern, führt sie doch inland an den beiden Andreasfaltenseen direkt vorbei, also von Norden kommend 280, dann zwischen den »Reservoiren« erst auf die 35, dann auf die 32, die sich von oben herab in die Halbmondbucht senkt, eher einem Ort, 37.463466 -122.431188, als eine Bucht.
 
Von Robert Walser (1878–1956) sollte man sich nicht verwirren lassen. Der ist wohl auch viel gewandert, aber in der Schweiz. Hier ein Buch dazu. »Wanderungen mit Walser«. und übersetzt als “Walks with Walser”.

Link hierher: https://blogabissl.blogspot.com/2017/08/wo-joggte-helmut-halm.html

California Revisited, Tagebuch unserer Reise im Juni 2017, englisch.

Nachträge
• »Also Turin war’s nicht, Sabine« von Seite 231. – Eine Anspielung auf https://de.wikipedia.org/wiki/Turiner_Grabtuch?
• Google platziert Berkeleys Department of German hier, auf 37.870072 -122.260832. 

• Okra, Okra Creek (p 235), mit k, nicht mit c. Okra ist ein Gemüse. Wie der Fluss heißt, der durch den Campus fließt, steht nicht in Google-Maps, oder nur schwer auffindbar. UC Berkeleys Plan zeigt ihn schön. Die Beschreibung der Eucaliptus Grove benennt den Fluss dann klar als Strawberry Creek. Über ihn führen zwei Bücken zum Department of German, der Frank-Schlessinger-Weg und die Grade-Straße, die »steile Straße«.
   Und nun auf zur Suche nach Walsers »Katzenbuckelbrücke«. Es muss wohl diese hier sein, Steinmauern, beim Übergang der Grade Street, 37.870228 -122.260793, wobei sich das Flüsschen nur mehr oder weniger »romantisch tosend« zeigt (p 235).

p 250 und 261, Steiner Auditorium, Raum 96 – »noch weiter droben als der Faculty Club«, 37.871707 -122.255857 – aber als solches nicht zu finden. Sibley Auditorium oder Babatao Auditorium?
p 255 Euclidtraße, Euclid Street, inzwischen Euclid Avenue, 37.889239 -122.262537
p 275 four bubs, vier Kleinkinder, Babys
p 259 Yosemite Steps 751-801 The Alameda, 37.894590 -122.276294
p 264 Claremont–Hotel
p 271 Crocker-Tor, Crocker Gate, vermutlich Eingang zum Crocker-Park, 37.819025 -122.225122, oder das bekanntere Sather-Tor.
p 275 Euclid Street, inzwischen Euclid Avenue, 37.889239 -122.262537
p 281 Hill Court, 37.879945 -122.260642
p 283 Blumen gibt’s in der Shattuck Avenue oft, z.B. Emelias Flowers, 37.880329  -122.269305
p 284 Grizzley Peak Boulevard, Aussichtsstraße, 37.881648  -122.234209
p 285 Yoknapatawpha-Yosemite-Land. Yoknapatawpha – fiktiver Landkreis

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