20. September 2017

»Sarnen« - Was ist das? »Sarntal« – woher kommst du?

Hier im Südtiroler »Sarntal« mit dem Hauptort »Sarnthein« fragt man sich natürlich, was wohl »sarnen« für eine vergessene bäuerliche Tätigkeit sein mag? Zudem gibt es in der Schweiz den Ort »Sarnen« im Kanton Obwalden, www.Sarnen.CH, und dort ist alles noch viel spektakulärer als in unserem Sarntal. Sogar einen »Sarnersee« gibt es dort. Wir müssen uns mit dem schönen, kleinen Durnholzersee in einem Seitental begnügen.
Sarnthein, der Hauptort im Sarntal                                                                                                                                             Foto Jörn
Hat »Sarnen« etwas mit Fischfang zu tun? 
   Vielleicht.
   Wie so oft erklärt einem das die Wikipedia, beim Stichwort Sarnen: »Der Name Sarnen ist vorkeltischen Ursprungs und enthält als ›fliessendes Gewässer‹ die indogermanische Wurzel ser bzw. sar mit der Bedeutung fließen (vergleiche: Saar). Demnach dürfte Sarnen bereits in der frühen Bronzezeit, also in den ersten Jahrhunderten nach 2000 v. Chr., besiedelt gewesen sein.« – Man beachte die Vorvergangenheit: »gewesen sein«.
   Alle Achtung. So etwas bietet das Sarntal nicht, und die Wikipedia-Eintragungen schweigen sich zur Besiedelung aus. Alte Schulheimatkunde mag gelehrt haben, dass die Penser drin im Tal von anderswo her kamen als die Sarner, doch Genaues weiß man trotz dem recht rührigen Sarner Geschichtsverein nicht. Ein Reiseführer, hier, greift für ganz Südtirol auf die Steinzeitmenschen zurück, 15.000 vor Christus, und nennt den Ötzi, 3.000 vor Christus. Menschen sind übigens seit 300.000 Jahren »belegt«, wie die Wikipedia unromantisch ausführt. Die letzte Eiszeit war gegen 10.000 vor Christus zu Ende, vermutlich noch ohne Klimaschutzabkommen. 
Vor dem Vinschgauer Gletscher
   Im Vinschgau soll es nach einem Foto aus dem Bozner Naturmuseum  ausgesehen habenso wie hier rechts. Da staunt sogar die Jugend und zieht sich Stiefel an. Unten der helle horizontale Streifen ist eingeblendet die heutige Besiedlung. Dann kommen 2000 Meter dickes blaues Eis, darauf ein wenig Geröll und der schmale Fluss. 
   Im Sarntal lag das Eis nicht ganz so dick. Trotzdem war wohl eine Besiedlung höchstens unter den Berggipfeln möglich, also eher nicht. 
   Lassen wir die Eiszeit hinter uns, Ötzi links (nordwestlich) liegen, und schließen uns Sarnen an: Das Sarntal wurde in der Bronzezeit besiedelt, so um 1800 vor Christus. Die Sarner »schrieben das Jahr -1800«. Doch genau hat das schon damals keiner gewusst.
   Speziell für Sarnthein bleibt noch die Frage: Wo kommt das -thein her? Es gibt eine gute Zahl von Orten, besonders im Altösterreichischen, die mit -thein enden, mein kleinkindlicher Zufluchtsort Kiritein fällt mir ein (von Kyriteinensis, was mich auch nicht schlauer macht), von Thein und Moldauthein in Böhmen hab’ ich gehört, ich ergoogle ein Radenthein  (von villa Ratentim), Rauhenebrach hat einen Ortsteil Theinheim. Kann es ein befestigter Ort sein und -thein wie -ton (à la Washington), vielleicht umgeben von einem Zaun oder einem Wasserlauf, siehe hier? Sprachforscher werden’s wissen, während ich mich bloß lächerlich mache mit meiner Küchenetymologie (Wortherkunft).

Link hierher: 
https://blogabissl.blogspot.com/2017/09/sarnen-was-ist-das-sarntal-woher-kommst.html

Monika Obrist von der Sprachstelle des Südtiroler Kulturinstituts schreibt mir, dass Sarns bei Brixen etymologisch denselben Ursprung haben soll, und dass Egon Kühebacher in seinem dreibändigen Werk über die Ortsnamen Südtirols gleicher Meinung ist! 

Ludwig Steub meint: »Die Sarner sollen ja eine Sage haben, dass sie einst aus Schwabenland kommend über Passeier und die Möltenerhöhe in ihr Tal gewandert. Dass sie es nicht unbewohnt getroffen, zeigt der rhätische Name Sarnthein, der in den Urkunden Sarentinum lautet.«

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